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Wirtschaft IFH-Umfrage

Das sind die fünf attraktivsten Innenstädte Deutschlands

Freier Korrespondent Handel und Konsumgüter
Passanten lieben ostdeutsche Innenstädte

Ostdeutsche Innenstädte sind bei Passanten beliebt. Bei einer Befragung von fast 60.000 Menschen in 116 deutschen Innenstädten machten Städte in den neuen Ländern das Rennen in vier von fünf Größenklassen.

Quelle: WELT/ Eybe Ahlers

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Eine große Umfrage zeigt, wo Menschen am liebsten einkaufen und ins Café gehen. Unter den fünf Gewinnern sind vier Städte aus dem Osten. Westdeutsche Innenstädte können da nicht mithalten – ein Bundesland enttäuscht besonders.

Die attraktivsten Städte Deutschlands liegen im Osten. Das zeigt eine umfangreiche Untersuchung des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH über „vitale Innenstädte“. Die Kölner hatten Ende September bundesweit in 116 Städten aller Größenordnungen Helfer losgeschickt, die insgesamt fast 60.000 Kurzinterviews mit Passanten führten. Für verschiedene Aspekte wie Flair, Ambiente und Einzelhandelsangebot durften die Befragten Bewertungen nach dem Muster von Schulnoten abgeben, die dann zu einer Gesamtnote zusammengefasst wurden.

Das Ergebnis ist eindeutig. Beste Großstadt mit mehr als einer halben Million Einwohner ist Leipzig. In der Größenklasse ab 200.000 Einwohner heißt der Gesamtsieger Erfurt. Unter den Mittelstädten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern erhielt Stralsund bundesweit die besten Noten. Unter den kleineren Städten liegt Wismar vorn.

In Sachen Erscheinungsbild, Erreichbarkeit, Parkmöglichkeiten, Ladenöffnungszeiten, Gastronomie, Einzelhandels-, Freizeit- und Dienstleistungsangebot waren diese Städte nicht zu schlagen. Mit Trier konnte sich nur eine westdeutsche Stadt unter den fünf Gesamtsiegern platzieren, und zwar bei den Städten mit 100.000 bis 200.000 Bewohnern.

Berlin und München fehlen – NRW enttäuscht

Die milliardenschweren Investitionen der letzten Jahrzehnte in das Erscheinungsbild ostdeutscher Städte und die Sanierung der Bausubstanz werden von den Besuchern also wahrgenommen und honoriert. Westdeutsche Städte können da meist nicht mithalten. Allerdings fehlen einige klassische Einkaufsmetropolen wie München oder Berlin auf der Liste der in die Studie einbezogenen Städte, was die Ergebnisse verzerren könnte.

Doch findet sich unter den Gesamtsiegern beispielsweise keine einzige Stadt aus Nordrhein-Westfalen, obwohl das bevölkerungsreichste Bundesland mit 32 teilnehmenden Städten die bei weitem stärkste Gruppe stellt. Lediglich die Kleinstadt Arnsberg-Neheim aus dem Hochsauerlandkreis ragt in der Unterkategorie „Angebotsvielfalt“ in ihrer Größenklasse heraus.

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Im Rennen um die Zukunft der Innenstädte verfügen die kleinen und großen Einkaufsmetropolen in den Ost-Ländern nach den IFH-Ergebnissen damit über eine relativ gute Position. Doch insgesamt wächst die Angst vor einem Niedergang der Stadtkerne. „Die Sorge vor ausbleibenden Besuchern und verödenden Innenstädten ist allgegenwärtig“, registrierten die Forscher. Der Boom des Online-Handels, ein steigendes Durchschnittsalter der Bevölkerung und neue Geschäftsmodelle machen den City-Händlern zu schaffen.

Viele Fußgängerzonen im Westen Deutschlands bieten zudem nach Jahren mit kommunalen Nothaushalten ein desolates Erscheinungsbild. Zusätzliche Fahrverbote könnten manche Zentren vollends zum Kippen bringen, warnte kürzlich der Handelsverband Deutschland (HDE). „Dadurch könnten der innerstädtische Handel und mit ihm vielerorts ganze Stadtzentren in Schieflage geraten“, warnte HDE-Präsident Josef Sankjohanser.

Noch fühlen sich die meisten Innenstadtbesucher in den deutschen Citys derzeit noch einigermaßen wohl. Als Durchschnittsnote vergaben die Befragten die Zensur „drei plus“. Dies entspricht dem Ergebnis von zwei vorangegangenen Untersuchungen in den Jahren 2014 und 2016. Doch Experten zweifeln daran, dass diese müde Zustimmung reicht, um die Kunden dauerhaft zu binden. „Mit der erneuten drei plus im Durchschnitt können und dürfen die deutschen Innenstädte nicht zufrieden sein“, sagte IFH-Geschäftsführer Boris Hedde: „Um dem Strukturwandel adäquat zu begegnen und auch für die Innenstadtbesucher von morgen weiterhin attraktiv zu sein, muss ein Ergebnis im Zweierbereich her.“

Shopping ist Hauptmotiv für Stadtbesuch

Chancen bestehen nach Einschätzung von Fachleuten durchaus. Sie verweisen darauf, dass immer noch rund 90 Prozent aller Umsätze des Einzelhandels in Läden aus Stein und Stahl getätigt würden, wenn auch bei stetig sinkendem Marktanteil. Im Weihnachtsgeschäft 2018 konnten die Städte indes punkten, wie der Handelsforscher Jörg Funder kürzlich unterstrich: „Center- und Innenstadtlagen verteidigen ihre Bedeutung als zentrale Anlaufstelle für Weihnachtsgeschenke.“ Das gelte insbesondere für die klassischen Einkaufsmetropolen. Auch nach den IFH-Ergebnissen werden große Innenstädte als eher attraktiv empfunden. Kleinere und mittelgroße Kommunen haben es danach vergleichsweise leicht, wenn sie über Besonderheiten wie eine gepflegte historische Bausubstanz verfügen.

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Noch lockt die City nach der Kölner Untersuchung Besucher aller Altersklassen. Die stärkste Besuchergruppe sind Menschen im Alter von 25 bis 44 Jahren: Jeder Dritte gehört ihr an. Die Trennung in E-Commerce und Einkaufen vor Ort werde quer durch alle Käufergruppen als zunehmend obsolet empfunden – darauf müssten sich die innerstädtischen Händler einstellen. Das Hauptmotiv für den Trip in die Stadt sei nach wie vor das Shopping, gefolgt vom Besuch in Kneipen, Cafés und Restaurants.

Auch Behördengänge oder der Besuch von Kulturangeboten spielen eine Rolle. Städte, die anziehend für Käufer sein wollten, müssten vor allem für eine angenehme Atmosphäre und ein breites Einzelhandelsangebot sorgen, so die Forscher. Ob dazu ausreichend Konzepte und Investitionsmittel bei privaten Händlern und aus städtischen Haushalten bereitgestellt werden, lassen sie vorsichtshalber offen. Die Stimmungslage der Beteiligten liege irgendwo „zwischen Fatalismus und Optimismus“.

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