Pläne des Discounters :
Jetzt baut auch Lidl sein eigenes Bezahlsystem auf

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Karte rein und Geheimzahl eingeben: Das könnte künftig an der Supermarktkasse an Bedeutung verlieren.
Vermutlich von 2020 an können Kunden an der Lidl-Kasse mit einer Handy-App zahlen. Mit dieser will der Discounter auch Daten sammeln.

Der Discounter Lidl will ein eigenes Bezahlsystem über Smartphones aufbauen. Unter dem Namen „Lidl Pay“ soll das System in ganz Europa eingeführt werden. In Deutschland ist noch kein genauer Termin bekannt. In Spanien ist Lidl damit schon gestartet. Dort soll zunächst getestet werden, wie gut das Bezahlsystem bei den Kunden ankommt. Das berichtete zunächst die „Lebensmittelzeitung“. Damit tritt der Discounter in Konkurrenz mit Internetkonzernen wie Apple oder Google. Das Unternehmen will weder den Namen, noch näheres zu den Plänen bestätigen.

Die Bedingung soll einfach sein: Lidl Pay soll über einen QR-Code laufen, der an der Supermarktkasse gescannt wird. In Spanien können Kreditkarten von Visa oder Mastercard hinterlegt werden. In Deutschland könnte Lidl aber auch mit Lastschrift arbeiten. Das Bezahlsystem kann der Kunde jedoch nur nutzen, wenn er sich die Kundenbindungs-App „Lidl Plus“ herunterlädt. Diese ist momentan nur in ausgewählten Regionen in Deutschland verfügbar. Vermutet wird, dass die App im Jahr 2020 in ganz Deutschland startet. Dann könnten Kunden vermutlich auch mit dem Handy bezahlen.

Lidl könnte Kosten einsparen

Mithilfe der App werden Kunden Rabattaktionen angeboten. Während der Kunde spart, sammelt Lidl dabei Daten. „Lidl Plus ist Teil der digitalen Weiterentwicklung von Lidl“, sagte der Digital-Geschäftsführer von Lidl Deutschland, Dominik Eberhard der F.A.Z. anlässlich der Einführung der App Lidl Plus. Mit dem Bezahldienst könnte Lidl nun noch weitere Kunden an sich binden.

Andere Einzelhändler kooperieren schon mit verschiedenen Anbietern. So verkündete der Drogeriemarkt DM kürzlich, dass er mit dem Bezahldienstleister Alipay zusammenarbeitet. Jedoch können bisher nur Kunden damit bezahlen, die auch ein chinesisches Bankkonto besitzen. Erzfeind Aldi will nicht zum Zahlungsdienstleister werden. Das bestätigte ein Sprecher im Gespräch mit der F.A.Z. Stattdessen können Kunden mit Apple Pay und Google Pay bezahlen.

Weshalb greift Lidl nicht auf ein bestehendes System zurück? Grund könnten die Gebühren sein, die die Händler für den elektronischen Zahlungsverkehr bezahlen müssen. Diese betragen Fachleuten zufolge zwischen 0,15 und 0,2 Prozent je Einkauf. Lidl könnte damit also hohe Kosten einsparen. Auch sind viele Einzelhändler nicht glücklich darüber, Daten an ein fremdes Unternehmen zu liefern. Jüngst schlossen sich verschiedene Initiativen zusammen, um ein händlerübergreifendes Bezahlsystem zu etablieren. Bisher ohne Erfolg.

Lidl startete Lidl Plus in ausgewählten Läden.
Lidl startete Lidl Plus in ausgewählten Läden.Lidl

In den vergangenen Jahren galt Lidl in der Digitalisierung als zurückhaltend. Klaus Gehrig, Schwarz-Gruppe, verantwortet den Bereich Digitalisierung für Lidl und Kaufland. Gehrig besaß lange den Ruf, kein besonders großer Freund der Digitalisierung zu sein. Er selbst soll keinen Computer besitzen. Auf der Jahrespressekonferenz der Schwarz-Gruppe machte Gehrig mit diesen Gerüchten Schluss: „Ich bin alles andere als technikfeindlich, aber wenn wir einsteigen, dann bitte richtig“, sagte er. Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein.

In Hamburg hat der Elektronikhändler Mediamarkt-Saturn eine App „Saturn Smartpay“ getestet und ist mit der Resonanz der Kunden zufrieden. Bald werde eine weiterentwickelte Lösung an einem anderen Standort angeboten, kündigte eine Saturn-Sprecherin an. Auch hier können die Kunden eine Kreditkarte hinterlegen oder Apple Pay beziehungsweise Google Pay einsetzen. Nach einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PWC nutzen 46 Prozent der unter 30 Jahre alten Deutschen das Smartphone oder Tablet zum Bezahlen. Bei den über 60 Jahre alten Menschen sind es 12 Prozent. Mobile Bezahlsysteme setzt jeder vierte Deutsche ein. In den Niederlanden und in Belgien nutzt schon rund die Hälfte der Verbraucher das Smartphone zum Bezahlen.